Wie man oben sieht hat das einen heftigen Einfluss auf die Preise gehabt. Der Preis für Bitcoin hat auf allen Börsen stark nachgegeben. Dazu hat natürlich auch beigetragen, dass die anderen Börsen wie Bitstamp und BTC-e Fehler in ihrer Software hatten. Nach allem was man weiß wurden die Fehler hier aber nicht ausgenutzt. Im Gegensatz zu MtGox haben diese die Fehler auch schnell und zügig korrigiert. Der Aufwand für die Änderungen an der Software hält sich übrigens in Grenzen. Für einen guten Programmierer muss man geradezu von einer Fingerübung sprechen. MtGox ist aber angeblich bis heute nicht in der Lage gewesen die eigene Software zu patchen. Das alleine ist natürlich untragbar für ein Unternehmen, dass in der Bitcoin-Welt als eine der größten Börsen bedauerlicherweise immer noch eine große Rolle spielt. Aber diese Inkompetenz alleine würde den Preisverfall insbesondere auf der Börse MtGox nicht erklären.
Denn der Preis ist, wie man oben schön sieht, inzwischen deutlich unter die Preise auf den anderen Börsen gefallen. Inzwischen werden Bitcoins auf MtGox für 130 Dollar gehandelt. Auf Bitstamp zum Beispiel bezahlen die Leute aber trotzdem noch knappe 600 Dollar für einen Bitcoin. Woran kann das liegen?
Ich betone, dass der folgende Abschnitt meine sehr plausible Theorie der Geschehnisse beschreibt und ich die Aussagen nicht beweisen kann: Es liegt schlicht daran, dass die meisten Marktteilnehmer davon ausgehen, dass MtGox gar keine Bitcoins mehr besitzt. Wenn man Bitcoins bei MtGox einzahlt, dann werden diese einem auf dem Konto bei MtGox gutgeschrieben. Aber ob MtGox die Bitcoins wirklich auch behalten hat, oder einfach verzockt, verspielt oder verloren, kann man nicht wissen. So lange aber viele Leute täglich neue Bitcoins bei MtGox einzahlen, kann MtGox auch Bitcoins überweisen, wenn nur einzelne Kunden Bitcoins ausgezahlt haben wollen. Durch die Attacke hat MtGox aber womöglich noch einmal einen ordentlichen Batzen an Bitcoins verloren. Als die Leute langsam unruhig wurden, setzte ein klassischer “Bankrun” ein: Die Leute wollten alle ihre Bitcoins, aber MtGox konnte nicht bezahlen. Bemerkenswert ist hier, dass MtGox eigentlich genau das installiert hat, was die meisten Bitcoiner ablehnen: Ein System der Mindestreserve. MtGox hat nur wenige Bitcoins besessen, aber mit Krediten über viel mehr “virtuelle” Bitcoins gehandelt bzw. handeln lassen. Schließlich hat MtGox die Notbremse gezogen, alle Auszahlungen gestoppt und das Problem der Transaction Melleability vorgeschoben. Ich gehe davon aus, dass MtGox kurz vorher noch einmal viele der letzten verbliebenen eigenen Coins verkauft hat. Gleichzeitig haben sie die Presseerklärungen so formuliert, dass für die Nutzer von Bitcoin die größtmögliche Verunsicherung entsteht und der Preis in der Folge abstürzt. Das Ziel war vermutlich, nach der Verunsicherung billig einzukaufen um so die Liquidität wieder herzustellen. Ein teures Spiel für alle Bitcoin-Nutzer. Die Panik war vollkommen unbegründet und der Preisverfall auch und nur die Leute mit tiefem technischen Verständnis sind ruhig geblieben und wissen, dass sich an den grundlegenden Bedingungen nichts geändert hat. Aber auch für MtGox ist das Spiel nicht ungefährlich. Erstens dürfte das ganze – wenn es denn stimmt – als Insider-Handel strafbar sein. Ich hoffe, dass hier intensive Untersuchungen angestrengt werden. Außerdem ist es fragwürdig, ob MtGox sich inzwischen wieder genug Kapital ergaunert hat um Bitcoin-Auszahlungen vornehmen zu können. Immerhin wird sobald MtGox Bitcoins auszahlt nun wirklich jeder einzelne Kunde restlos alle Bitcoins abrufen wollen. Sollte MtGox nicht bald liefern, ist die Plattform ziemlich sicher Geschichte und die Betreiber haben sich wohl ein paar sehr ungemütliche Feinde gemacht.
Die ganze Entwicklung ist für Leute, die Geld- oder Bitcoingutschriften bei MtGox haben natürlich äußerst bedauerlich. Alle anderen, die Bitcoins besitzen, mussten auch einen Preisverfall ihrer Bitcoins hinnehmen. Aber gerade hier ist Licht am Ende des Tunnels zu erkennen: Der Bitcoin hat nun wirklich eine schwere Krise überwunden. Diese war gar nicht technisch begründet, sondern mit großer Unsicherheit an den Märkten und bei den Nutzern. So schlimm wie in den letzten 10 Tagen war es wirklich schon lange nicht mehr. Aber der Bitcoin hat für seine Verhältnisse kaum nachgegeben. In den letzten 30 Tagen hat der Bitcoin auf Bitstamp gerade einmal knappe 30% verloren. Ein Wert, der in der Bitcoin-Welt ganz gewöhnlich ist. Aber wo geht es von hier aus hin? Parallel zu den Ereignissen bei den Börsen gab es viele sehr gute Nachrichten für den Bitcoin und alle anderen Kryptowährungen. Diese sind bislang aber weitgehend ohne Effekt geblieben. Sobald sich der Staub auf die Leiche von MtGox legt, werden aber gerade diese Nachrichten wieder das Stimmungsbild beim Bitcoin prägen. Ich bin der Meinung, dass wir noch ein paar Tage die negativen Einflüsse von MtGox spüren werden, langfristig der Bitcoin aber äußerst stark aus dieser Krise hervorkommen wird.
Und deshalb erlaube ich mir heute auch einmal, eine Kaufempfehlung für Bitcoin abzugeben. Ich tue dies nicht gerne, denn ich kann mich natürlich irren. Aber ich halte die aktuellen Preise für eine einmalige Gelegenheit. So günstig wird man wohl auf lange Frist keinen Bitcoin mehr bekommen. Wie immer der dringende Hinweis: Bitcoin ist eins der spekulativsten Investments überhaupt. Wer hier Geld investiert, sollte auf keinen Fall von diesem Geld abhängig sein! Der Käufer sollte es als eine Art Wetteinsatz sehen und bereits beim Ausgeben abschreiben. Es ist aber gut möglich, dass er gewinnt. Meiner Meinung nach kauft man die Bitcoins am Besten auf der Börse kraken oder bitstamp. Kraken finde ich inzwischen sogar besser, übersichtlicher und es geht auch schneller, weil sie eine deutsche Bankverbindung haben. Wichtig ist, die gekauften Bitcoins sofort abzurufen. Es zeigt sich: Niemals den Börsen vertrauen. Wie das alles geht steht auch hier in meinem Guide.
Eigentlich überflüssig ist hier der Hinweis, dass man auf keinen Fall versuchen darf, auf MtGox einzukaufen, weil die Bitcoins dort so schön billig aussehen. Man wird womöglich nur sein Geld verlieren. Die langfristige Devise bezüglich MtGox kann nur lauten: Finger weg!
In diesem Sinne auf eine lange und erfolgreiche Zukunft des Bitcoins und der Souveränität über das eigene Geld.