Regulierung vs. Laissez-faire?

Bitcoins eröffnen Wege, wie Werte weltweit übertragen werden können. Die Blockchain ist dabei ein fundamentaler Durchbruch: Wie kann ohne Vertrauen in eine dritte Partei (Banken, PayPal etc.) sichergestellt werden, dass eine digitale Transaktion nur ein einziges Mal passiert, sprich nicht kopiert werden kann?
Wie sollte der Gesetzgeber mit dieser neuen Technologie umgehen? Regulieren oder laufen lassen?
Drei Gründe, warum man den Bitcoin laufen lassen sollte.
#1) Marktkapitalisierung: Ein Tropfen im Ozean
Auch wenn Bitcoins in den Medien immer wieder präsent sind, nur wenige haben BTC um die Welt geschickt. Die Marktkapitalisierung liegt derzeit bei rund 3,6 Mrd. EUR, ein verschwindend geringer Teil im Vergleich zur Geldmenge M1 (Bargeldumlauf plus Sichtguthaben) der EZB i.H.v. 6.500 Mrd EUR. Das Konzept Bitcoin finden viele interessant, die virale Verbreitung von Berichterstattung (vor allem in Verbindung mit exponentiell ansteigendem Preis, massiv abstürzendem Preis oder spektaktulärem Scheitern à la Mt. Gox) sorgte für einen schnellen Bekanntheitsanstieg. Die tatsächliche Anwendung in der Praxis ist meilenweit vom Mainstream entfernt. Als alltägliches Zahlungsmittel spielen Bitcoins heute de facto keine Rolle. Dennoch fließen Investments von Venture Kapitalisten stetig in das Ökosystem ein und die Infrastruktur wird ausgebaut. In diesem frühen Stadium sollte die Technologie nicht im Keim erstickt werden, da das gesamte Potenzial noch nicht eingeschätzt werden kann.
 
#2) Andere disruptive Technologien brauchten Reifezeit, bevor sie reguliert wurden.
Innovationen brauchen Zeit, um einen gewissen Reifegrad zu entwickeln. Sobald der Dienst im Vordergrund steht und nicht die darunter liegende Technologie, ist die Nutzung einfach genug für die breite Masse. Dann sind auch Regeln für den Umgang mit der Technologie festzulegen.
Hier einige bekannte Beispiele:

  • Telefon: erfunden 1876, reguliert in 1913 (37 Jahre später)
  • Flugzeuge: erfunden 1903, reguliert in 1938 (35 Jahre später)
  • Radio: erfunden 1907, reguliert in 1927 (20 Jahre später)
  • Mobiltelefone: erfunden 1965, reguliert 1989 (24 Jahre später)
  • Internet: erfunden 1969, zunehmende und weiter fortschreitende Regulierung erst in den vergangen Jahren, rund 40 Jahre nach Erfindung

Vor allem das Internet, das sich über Landesgrenzen hinwegsetzt und unserer Gesetzgebung immer wieder Kopfzerbrechen bereitet wurde anfangs mit dem Laissez-Faire Ansatz behandelt. Das Internet wurde anfangs sogar belächelt: Wozu brauche ich das Internet für die Übermittlung von Dokumenten, wenn es das Faxgerät gibt? Und wer hätte 1999 gedacht, welche Dienste das Internet in 2015 anbietet? 1999 machte Boris Becker noch Werbung für AOL.
Der offene Quellcode des Bitcoin-Protokolls wurde 2009 veröffentlicht und seitdem stetig weiterentwickelt. Es ist noch ein weiter Weg.
 

#3) Die wichtigsten und nützlichsten Applikationen sind noch nicht erfunden
Das Bitcoin-Protokoll könnte verändern, wie finanzelle und nicht-finanzielle Transaktionen festgehalten werden. Es geht nicht nur darum, eine bestimmte Menge BTC von A nach B zu schicken. Das Protokoll ermöglicht das Festhalten von Transaktionen zwischen zwei Parteien, die sich nicht kennen und u.U. nicht vertrauen. Hierzu ist keine dritte Partei oder Treuhänder nötig. Ein öffentlich einsehbares Logbuch für Transaktionen, das nicht zu manipulieren ist. Die Liste potenzieller Anwendungen wird jeden Tag länger.
Ob Effizienzen im Transfer zwischen Banken gehoben werden oder ob Milliarden Menschen ohne Bankkonto plötzlich Zugang zum Finanzsystem haben, die Möglichkeiten sind riesig und die Ideen ebenso. Die Innovationen im Bitcoin-Ökosystem werden aufeinander aufsetzen und schlussendlich praktische und nützliche Dienste bereitstellen, von denen der Nutzer nicht einmal merkt, dass Bitcoins unter der Haube unterwegs sind.
 
Fazit
Bitcoin als Open Source Protokoll wurde offen designed, jenseits der Kontrolle einzelner Regierungen oder Institutionen. Der Quellcode ist öffentlich einsehbar und die Richtung zur  Weiterentwicklung wird demokratisch entschieden. Dass etwas Neues zunächst bedrohlich wirkt, liegt in unserer Natur.
Jedoch sollte das Potenzial nicht im Keim durch Regulierung erstickt werden.
Neue Technologien kommen nur zur massenhaften Anwendung, wenn sie durch Innovation einen echten Nutzen bringen… und dieser wird sich herauskristallisieren und entfalten, wenn wir den Freiraum gewähren.

Author

  • Luke Handt

    Luke Handt is a seasoned cryptocurrency investor and advisor with over 7 years of experience in the blockchain and digital asset space. His passion for crypto began while studying computer science and economics at Stanford University in the early 2010s.

    Since 2016, Luke has been an active cryptocurrency trader, strategically investing in major coins as well as up-and-coming altcoins. He is knowledgeable about advanced crypto trading strategies, market analysis, and the nuances of blockchain protocols.

    In addition to managing his own crypto portfolio, Luke shares his expertise with others as a crypto writer and analyst for leading finance publications. He enjoys educating retail traders about digital assets and is a sought-after voice at fintech conferences worldwide.

    When he's not glued to price charts or researching promising new projects, Luke enjoys surfing, travel, and fine wine. He currently resides in Newport Beach, California where he continues to follow crypto markets closely and connect with other industry leaders.

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